Fiktion & Vision

Da ich grad in der de:bug wieder mal auf den Namen Charles Stross gestossen bin, will ich auf einen Beitrag vom Oktober zurückkommen. Kommentator Ingo hatte dort die Lektüre dessen Romans Accelerando empfohlen. Im de:bug Artikel erwähnt Bruce Sterling, dass SF-Literatur nicht versuche, die Zukunft vorherzusagen. Ich lese derzeit ein hervorragendes Buch von Neal Asher, eine klassische Science Fiction voller abgedrehter Ideen, bunt, lebendig und spannend. Aber in dem Sinne eben nicht visionär. Im Nachhinein finde ich erstaunlich, wie Stross‘ Ideen sich in meiner Gedankenwelt verhakt haben. Sicherlich hat auch er nicht ernstlich erwogen, eine realistische Vorausschau zu produzieren, aber man ist versucht, seine Visionen als denkbar hinzunehmen und sich zu fragen, was davon man noch erleben könnte. Im TV moderiert der angeblich wissenschaftliche Autor Frank Schätzing nun eine Zukunfts-Doku (interessantes Genre eigentlich). Wie spröde.
Ich möchte mich jetzt also Ingo anschliessen und eine warme Empfehlung für Stross‘ Spinnereien aussprechen, auch für nicht SF-affine Paperware User. Sich über 550 Seiten dem guten Was-Wäre-Wenn Spiel hinzugeben ist extrem vergnüglich und verändert nachhaltig auch den Blick auf das Was-Ist. Und das ist nunmal ein weiterer wichtiger Aspekt der Science Fiction: Das Ausleuchten von dem, was jetzt schon um uns passiert, und dem, was Menschen antreibt und lenkt.

Dieser Beitrag wurde unter copyright, Das Netz veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Fiktion & Vision

  1. ingo sagt:

    Hier kommt die nächste Empfehlung: Neil Stephenson – Cryptonomicron
    Das wird Dir auch gefallen.

  2. VonKorf sagt:

    In der de:bug g ab es auch ein special mit den mittlerweile kann man sagen typischen Verdächtigen: Stephenson / Stross / Sterling etc.

    Auf arte gab es einen Bericht über die Strategien der CIA in den 50er und 60er Jahren, um die Intellektuellen Europas von den osteuropäischen Intellektuellen fernzuhalten und eine Verbrüderung mit den amerikanischen herzustellen. Über Stiftungen wurde u.a. eine von zwei Literaturzeitschriften in Europa finanziert, die andere machts Jean Paul Sartre, der schrieb auch über Osteuropäer, die andere nicht. Die CIA finanzierte Ferstivals für atonale Musik und andere abstrakte Kunstrichtungen, da die Abstrakte sich per Definition der gesellschaftlichen Kritik enthält.

    Die Methode ist ganz einfach: es wird das finanziert, was in die gewünschte Richtung geht, andere Kunst darf passieren, sie erreicht dann bloß die Öffentlichkeit nicht mehr.

    Vor diesem Hintergrund frag ich mich: Was schreiben wohl all die Autoren, die mir nicht ständig unter die Nase gerieben werden.

    Denkt immer dran: Nur weil ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht hinter mir her sind!

  3. Jens sagt:

    Schon erstaunlich, das Du die de:bug in einen Topf mit der CIA wirfst, aber im Prinzip geb ich Dir recht. Trau schau wem. Ansonsten hab ich guten persönlichen (also analogen, voice-getriebenen) Kontakt zu SF-Affinen Menschen, die mir gewisse Namen empfehlen. Ungünstigerweise könnten auch die ihre Informationen von zentralgesteuerten Instanzen vermittelt bekommen haben. Allerdings habe ich täglichen Kontakt zu diesen Individuen und schätze sie derzeit als durchaus vertrauenswürdig ein, zumindest bzgl. SF Empfehlungen.
    wenn ich doch nur die Zeit hätte, diesen ganzen, suspecten Hinweisen nachzugehen…
    Ingo, ich vertraue auf deinen Hinweis und habe auch inzwischen Deinen Banks erhalten, jetzt muss ich allerdings erst Neil Asher erledigen und danach vernor vinge, und… verdammt, ich kaufe schneller ein, als ich lesen kann. muss jetzt lesen gehen, sorry

  4. Borellion sagt:

    Lawrence Lessig, u.a. Gründer von Creative Commons, hat seine Teilnahme an der re:publica zugesagt. Klingt spannend.

    Read on –>

    http://www.spreeblick.com/2009/03/02/lawrence-lessig-bei-der-republica09/

  5. Jens sagt:

    Vielen Dank für den Hinweis! ich vermute, wir haben ihn der Verbindung zu Stross zu verdanken:-)
    Den Vulkanier-Gruß muss Lawrence aber auf jeden Fall noch üben…
    Da ich derzeit vor Ort bin, werde ich mir den Termin mal vormerken!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert