Hans Nieswandt: Disko Ramallah

Dieses Buch (hier eine bessere Kritik) über das Plattenauflegen an seltsamen Orten ist kein Flug mit der Concorde im glamourösen Vollrausch von Party zu Party – hier geht es mit dem Jeep durch die Wüste, oder am Flughafen wird der DJ nicht abgeholt oder die Gastgeber versuchen, die versprochene Führung durch´s lokale Nachtleben einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und Hans Nieswandt ist kein resident DJ auf Ibiza, er wird für high society Hochzeiten und vom Goethe Institut als Botschafter für elektronische Musik aus Deutschland gebucht. Er ist Familienvater und hat mit Sicherheit schon genug Parties gesehen, um die Sache mit einer gewissen Ruhe anzugehen. Die man auch braucht als DJ, rumhängen und warten gehören zum Job genauso wie die überraschenden Bekanntschaften, die manchmal sehr spannend sein können. Da, wo sein Herz ist, im Nahen Osten und im Baltikum, vielleicht auch in Rio, erzählt er die absurden Geschichten mit warmer Ironie; der weitere Osten wird hingegen mit Distanz behandelt, die Ironie erscheint manchmal überheblich, obwohl es nicht so gemeint ist. Es ist einfach nicht so schön erzählt, der Erzählton passt in diesen Situationen nicht wirklich gut.
Als Selbst Auflegender kommt mir vieles sehr bekannt vor, als eleganzler freut mich, daß zwei Veröffentlichungen den Weg auf seine Plattenliste gefunden haben. In der Rubrik „Bildungselektronik“. Beide sind im Handel voll gefloppt: St. Otten´s „Stille Tage im Klischee“ und „Vorwärts die Zeit“ von Künstler Treu. Wirklich sehr gute Musik übrigens.

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