im Kaffehaus sowieso

Da schwadronierten wir, Leser und Schreiber der wetterlage, per email, daß ein Treffpunkt im Netz wie ein Kaffehaus sein müsse, offener als ein blog und unordentlicher als ein Forum. Da steht in der de:bug 108: „Die Web2.0-Generation hat nun einen weiteren Ort mythischer Produktion entdeckt: das Café.“

Hier geht es um das aus Holz und Stein gebaute Café, bei Kaffee Latte mit Labtop klickt sich das Startup-Solo ein paar features zusammen, und voilà, fertig ist die Seite und voll das Portemonnaie. Das Ganze gilt als Wunder, das kann man vergessen. Interessant ist, hier wird der Parasit als Held gefeiert, der bei den dicken Fischen pickt. Aber Achtung, ganz brav, natürlich verbessert er dabei „die Produkte der Großen“.

Das ist hoffentlich nicht ernst gemeint. Für meinen Teil, wozu bei den Großen picken? Hier meine Vision für euer web3.0 startup: myspace als filesharing applikation programmieren und ab dafür. Das Volk wird auf die Barrikaden gehen für gerechte Bandbreite, upload = download!

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4 Antworten zu im Kaffehaus sowieso

  1. Jens sagt:

    Eddie Condon hat ein Buch geschrieben, in dem er seine Zeit als Jazzer in den 20er jahren beschreibt. Es heisst ‚we called it musik‘. Friebe & Lobo veröffentlichen jetzt ‚Wir nennen es Arbeit‘ und beschreiben ihr Leben mit dem Laptop im Cafe. Das ist vergleichbar mit dem neuen Jingle vom Media Markt, der ganz unverfroren Rio Reiser vereinnahmt und damit sozusagen posthum die Aussagen von TSS umkehrt. Es ist gut zu lesen, wie unaufgeregt Peter Scheiffele in der letzten (und ich meine der letzten) Spex die Jungs in den Boden stampft.

  2. holger sagt:

    Hast Du das Buch gelesen? Ich lese es gerade. Warum? Fand Risse und Co. als potentielle Vertreter der postulierten „Digitalen Boheme“ darüber diskutierend und brauche Rollenmodelle. Ich habe schon überlegt, ob ich es Dir zukommen lasse, weil sie die Festanstellung wunderbar verreissen. Vor jener habe ich ja auch eine natürliche Scheu. Früher dachte ich, daß sei ein Bindungsproblem, heute weiß ich, 40 Stunden die Woche mit einer Sache zubringen ist einfach zuviel, wenn es nicht die eigene ist.

    Trotzdem lese ich das Buch mit Gewehr im Anschlag, da ich fürchte, mir wird da vielleicht nur mit dem digitalen Coolnessfaktor angedickte neoliberale Suppe aufgetischt. Den Spex – Artikel gibt es wohl noch nicht im Netz, er würde mich sehr interessieren.

  3. Jens sagt:

    Ich hatte bislang keine Lust dieses Buch zu lesen, da ich den Ansatz bereits nicht ok finde. Als 40 Stunden Mann bin ich der Meinung, dass die Freiheit der Entscheidung für ein Arbeitsmodell nicht unbegrenzt ist. Es ist eher vergleichbar mit einem klassischen Schneeballsystem: es gibt nur begrenzt Platz auf diesem Sektor. Entscheidend ist wohl, dass jeder selbstbestimmte Job auch eine gewisse Menge an abhängiger Arbeit als Grundlage benötigt. Naheliegende Beispiele dafür sind der Betrieb von Rechenzentren, Herstellung von Computerhardware, Erzeugung von Energie, Abbau von Rohstoffen, etc..
    Für das Modell von Friebe & Co wird eine 2-Klassengesellschaft vorausgesetzt. Sollten die oben genannten Dienstleistungen komplett in selbstbestimmter Arbeit ausgeführt werden, setzt das eine komplett umgebaute globale Struktur voraus, die sicherlich nicht in diesem Büchlein durchdacht wird. Sollte ich mich hier täuschen, sag mir Bescheid, dann les ich’s.
    Meines Wissens sind die Autoren im weiteren Sinn in der Werbe- und Beratungsindustrie unterwegs. Auch dies ist nicht unbedingt jedermanns Sache, basiert dieses Geschäft doch auf der Abschöpfung von Konsumenten. Leider ist nicht alles, was im Kaffeehaus in Laptops getippt wird, Kunst…
    Ich schick Dir den Spex-Artikel gleich mal per mail und verstosse damit gegen diverse copyrights.
    Grüße:-)

  4. holger sagt:

    Ihr Hauptargument ist ja: Sicher, die Boheme ist arm, hat keine soziale Absicherung, arbeitet hart, aber: Sie macht ihre eigenen Projekte und deshalb sind diese Leute glücklicher als Festangestellte.

    Meine Frage zum Freiheitsmodell der digitalen Boheme ist: Wer finanziert die wunderschönen „eigenen Projekte“? Da die Boheme kein eigenes Geld hat, sind es Unternehmen, die das Geld geben. Also darf der freie Mensch aus freien Stücken Kampagnen und Produkte für den strukturierten Teil der Wirtschaft liefern und dieses Gefühl von Freiheit aus freien Stücken geniessen.

    Holm und Friebe wäre es laut Spex Artikel lieber, ihr Geld mit der Aufmerksamkeit der digitalen Boheme zu verdienen. Ihr Buch ist also Werbung in eigener Sache. Je mehr solche Leute es gibt, umso mehr lesen ihre blogs! Ich werd´s Buch weiterlesen, abends am analog knisternden Kamin in gewohnt bürgerlicher Beschaulichkeit.

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