Musik freikaufen mit ‚The bianca Story‘

Wenn ein Musiker oder ein Musikprojekt eine Platte plant, wird er in der Regel auch eine Kalkulation machen. Wie wäre es, wenn er diese veröffentlicht, den Verdienst, den er erzielen möchte, dazurechnet und der Allgemeinheit sagt: „Das ist mein Projekt, das möchte ich verdienen. Wenn ihr mir das im Voraus bezahlt, bin ich zufrieden. Ich kann das Projekt und mich selbst risikofrei für eine Zeit finanzieren. Im Gegenzug stelle ich das Album der Allgemeinheit anschließend kostenfrei zur Verfügung.“

Diese Idee hatten Danny Bruder und weitere Aktivisten aus dem Umfeld der c-base in Berlin schon 2007 mit dem Projekt Copycan. Damals scheiterten sie mit dem Versuch, eine Internet-Plattform aufzubauen, die die Abwicklung genau solcher Projekte ermöglicht. Hier der link zu einer Präsentation des Konzepts als Youtube-Video. Es gab zuwenig Interesse von Seiten der Musiker und der Konsumenten.

Vielleicht waren sie ihrer Zeit nur ein wenig voraus. Mittlerweile ist die Vorausfinanzierung von Projekten durch Konsumenten unter dem Stichwort Crowdfunding etabliert. Und die Band ‚The bianca Story‘ sattelte für ihr neues Album „Digger“ die Idee des freikaufens durch Vorfinanzierung obendrauf. 90.000,- € haben sie dafür verlangt, 91.662,- € haben sie bekommen (5,- € davon von mir). Es hat geklappt, wenn auch nur knapp. 90.000,- € sind ja auch eine Stange Geld für ein unabhängig, d.h. in Eigenregie und ohne Plattenfirma produziertes Album. Als Label haben sie den „rent a label“ Service von Motor Music lediglich als Dienstleister für das Marketing bezahlt, aus eigener (crowdfunding) Tasche und ohne weitere Verpflichtungen.

Jetzt ist das Album kostenfrei für alle zu haben, und zwar hier. Und das Wichtigste: die Musik ist gut.

Geld wird übrigens weiterhin mit dem Album verdient. Nur weil es kostenfrei verteilt wird, heisst das ja nicht, dass andere Geldströme versiegen. Ein genauer Blick auf´s Booklet verrät: Die Band ist in der GEMA. Das bedeutet zum Beispiel, wenn das Album großes Interesse findet und WENN Motor es schafft, Songs bei großen Radiostationen unterzubringen, die bei der GEMA Playlisten einreichen, fließt Geld für die öffentlichen Aufführungen.

Dieser Beitrag wurde unter Das Netz, Musik, waswirunsreintun veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert