Kalla Wefel´s Heimatabend: Medienlandschaft in Osnabrück

Kalla Wefel veranstaltet am 19.09.2010 seinen Heimatabend mit dem Thema »Die Osnabrücker Medienlandschaft – Wüste oder Paradies?“ und hat mich dazu als Ko-Moderator eingeladen. Es freut mich, daß endlich mal jemand das Thema auf die öffentliche Agenda setzt. Vertreter von Print bis zu den online-Medien werden da sein. Der Heimatabend wird eine Woche darauf, am Sonntag, den 26.09. auf OS-Radio gesendet.

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VonKorf bei soundcloud

Seit der Betaphase hat das Projekt VonKorf einen account bei soundcloud. Ich finde ihre Idee, sich auf die Musik zu konzentrieren und eine Plattform für den Austausch unter Musikern zu bauen, ganz groß. Nun merke ich, daß mein Antrieb, den myspace account zu pflegen, immer kleiner wird und habe beschlossen, daß soundcloud in Zukunft das Fenster zur Welt sein wird. Eine Auswahl von Liedern von VonKorf ist dort jetzt zugänglich und kommentierbar. Viel Spaß beim hören.

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Gisbert zu Knyphausen: Hurra! Hurra! So nicht.

Neulich war ich auf dem Gisbert zu Knyphausen Konzert in Osnabrück. 600 Leute, ausverkauft. Er werde ja auch ziemlich gehypt, hiess es. SAT1, Spiegel online, etc. Interessant jedenfalls war das Publikum gemischt. Teenager, jede Menge normal aussehende Erwachsene und Studenten und immer wieder zwischendrin Ältere wie ich und hoch bis ins Rentenalter. Das sieht man nicht oft. Und es gab sehr gepflegte Musik zu hören. Musik, in der man baden kann mit einer Band, die auch die leisen Töne beherrscht, die jedes Geräusch genau passend setzt. Wer ganz weit unten verweilen kann, hat einen langen Weg bis zum Lärm und den haben sie genutzt. Sehr schön.

Und das neue Album? Die mp3s von „Hurra! Hurra! So nicht.“ sind mit der Kategorie:Pop getaggt. Wer Pop heißt, muss über Liebe singen, so hab ich es gelernt. Und so ist hier die Liebe die einzige Rettung vor der Tristesse des Ich. Der Andere als Anker. Lyrische Momente werden durch bewusst schludrige Alltagsfloskeln abgelöst, Plattitüden und Nichtigkeiten wechseln mit halbherzigen Phantasien vom Aufstand, aber man bleibt sitzen, man würde sonst die Chips verschütten.

Das ist die Verbrüderungsmetaphorik, die dafür sorgt, daß Viele zu Knyphausen´s Musik ja sagen können, und die sie leider auch manchmal ein bißchen billig macht.

„Hurra! Hurra! So nicht.“ hat im Klang viel mit Countrymusik zu tun. Sie hat einen ähnlich warmen und kuscheligen Grundton. Country bietet Verbrüderungsmomente für eine Gesellschaft, deren Individuen vereinzelt in ständiger Konkurrenz und Unsicherheit leben. Geschichten vom Scheitern, die trösten. Das Gisbert zu Knyphausen so gut ankommt, könnte ein Symptom sein.

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Orange Boréale

Eine gute Band aus Frankreich, die ich gerne mal live sehen möchte: orange boréale. Tolle e.p. auf jamendo. Poste ich hier weil sie dort viel zu wenig gehört wird.

  
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Die Regierung ist käuflich? Kein Problem!

Die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Übernachtungen hat die Branche knapp 2 Millionen Euro an Parteispenden gekostet. Für einen ähnlichen Betrag sollte man doch auch den Atomausstieg kaufen können. Machen Sie mit und kündigen Sie CDU und FDP ihre leistungsbezogene Spende an: hier bei campact.de

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Blues ist open source

Den Artikel „Auf der Suche nach einer anderen Art der Modernisierung“ habe ich mit der Frage beendet, ob sich die Ökonomie der open source Software auch auf andere gesellschaftliche Bereiche übertragen lässt. Diese Überlegung hat in der werk.statt zu dem Entschluß geführt, ein Themenbarcamp über Kultur zu machen. Unter dem Titel +kultur wird es am 29. und 30. Januar in Osnabrück stattfinden.

Im Zuge der Vorbereitung unterhalte ich mich mit vielen Leuten über die open source Ökonomie. Zur Erinnerung, sie funktioniert so: im Zentrum des Geschehens befindet sich ein Wissenspool, der niemandem oder anders gesagt, der Allgemeinheit gehört und der unentgeldlich weiterentwickelt wird. An den Rändern dieses Pools siedeln sich Jobs an, mit denen die Beteiligten Geld verdienen können.

Eine interessante Frage ist, ob es bereits Kulturbereiche gibt, die zumindest teilweise nach open source Gesichtspunkten funktionieren. Es zeichnet sich ab, daß eine solche Art zu handeln für den Einzelnen Kulturtreibenden Alltag ist. Er oder sie beschäftigt sich aus innerer Überzeugung mit etwas, daß später eventuell auch mal Geld abwirft. Das betrifft nicht nur Künstler. Ein Beispiel: Seit ´zig Jahren veranstalte ich unkommerzielle Parties. An ihnen interessiert mich, ob sie Sinn machen und nicht, ob sie Geld abwerfen. Die Kenntnisse, die ich dabei erworben habe, kann ich nutzen, wenn mich beispielsweise das emaf engagiert, deren Nachtprogramm zu planen. Mein unbezahltes Engagement wirft einen bezahlten Job ab. Das ist aber nur informell, individuell, ergibt sich so. Dahinter steht kein Plan.

Einen ersten kulturellen Bereich, der auf einem kollektiven Wissenspool beruht, den alle benutzen dürfen, fand ich im Blues. Bluesmusik basiert im hohen Maße auf Formeln. Das betrifft das Bluesschema, aber darüber hinaus auch rhythmische, melodische und sprachliche Formeln, die in der Binnenstruktur verwendet werden. Jeder kennt die typischsten Bluesriffs und Textbausteine. „woke up this morning“ … „down the road I go“ … Wenn ein Bluesmusiker aus solchen Bausteinen einen neuen Song baut, ruft niemand: „Plagiat!“ Und wenn ein Musiker eine tolle neue melodische Wendung findet, dann wird sie Bestandteil des allgemein bekannten Formalrepertoires, vorausgesetzt, die anderen sehen das auch so und fangen an sie zu benutzen.
Natürlich ist der Blues auch Bestandteil der ganz normalen Verwertungszusammenhänge im Musikgeschäft. Aber das ist ja gerade das interessante, obwohl es Urheberrechte auf die einzelnen Lieder gibt, klagt niemand, wenn in ihnen enthaltene Elemente auch als tragende Bestandteile in anderen Stücken vorkommen.

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Eskapismus mit t-online

Einen fundierten Artikel zu Eskapismus und Gesellschaftsverweigerung gibt es auf, man höre und staune, der von t-online finanzierten Seite electronic beats. Das gehört möglicherweise zu den alltäglichen Paradoxien, zum Ausverkauf, zur erstaunlichen Integrationsfähigkeit des Kapitalismus und der subversiven Strategie, sich die Beschäftigung mit freiheitlicher gesellschaftlicher Entwicklung von den Verfechtern einer zentral gesteuerten Weltordnung bezahlen zu lassen, gleichzeitig.

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Auf der Suche nach einer anderen Art der Modernisierung

Geschwindigkeit ist eine interessante Sache. Dynamik auch, als ein Prozeß von Veränderung mit wechselnder Geschwindigkeit. Kein Gesellschaftssystem, das wir kennen, hat bislang eine so große Dynamik entfaltet wie der Kapitalismus. Ständige Modernisierung ist das Stichwort, und Modernisierung heißt der Umbau eines Gebietes unter Einsatz von Technik und Kapital. Dieser Prozeß ist sein Motor, und er hat die Menschheit verändert. Der Planet wird beständig umgebaut, manche sagen, er wird dadurch zerstört.

Kapitalismus kann heute nicht mehr uneingeschränkt behaupten, effektiv zu sein. Ein Beispiel: Alle paar Jahre werden an Computern die Schnittstellen verändert. Warum? Vor allem aus einem Grund: Damit sich Alle neue Geräte kaufen. Die Computerindustrie ist ein Paradebeispiel für eine Branche, die den Prozeß ständiger Modernisierung auch da am Leben hält, wo er vom praktischen Nutzen her längst schon überflüssig ist, und das aus einem einzigen Grund: um selbst nicht überflüssig zu werden, um weiter in gewohnter Form existieren zu können.

Aus ökologischer Sicht ist diese Wirtschaftsweise äußerst schädlich. Produkte werden künstlich veraltert; ein Großteil der Energie und Resourcen, die in die Produktzyklen gesteckt werden, liesse sich ohne Nachteile für die Nutzer vermeiden. Im Gegenteil, die Nutzer würden Zeit und Geld sparen, denn software und hardware Umstellungen kosten Geld und eine Menge Zeit. So schnell wie die Produkte heute zirkulieren, zirkulieren sie für die Nutzer sehr ineffektiv.

Die Entwicklung von open source software passt nicht in dieses Raster. Sie wird nicht gewinnorientiert und nicht in Begriffen des Eigentums produziert. Dies hat interessante Auswirkungen auf die Art, wie produziert wird. Open source software Entwicklung geht langsam und beständig voran, weil nicht viel Kapital eingesetzt wird. Sie ist dadurch strukturell auf Dauer angelegt. Als gesellschaftliche Strategie verspricht sie Stabilität auf der Grundlage von Freiwilligkeit, aber ihr Wesen ist Veränderung. Der Prozeß der Modernisierung wird übernommen, aber anders gestaltet und dabei verlangsamt.

Dieser Aspekt ist interessant, wenn man nach einer Dynamik sucht, die die kapitalistische ersetzen kann. Da ist meines Wissens nach im Moment nicht viel in Aussicht. Es geht ja schließlich darum, den Umbau oder die Modernisierung hin zu einer anderen, zeitgemäßen und ungefährlicheren gesellschaftlichen Dynamik zu schaffen. Nur so lässt sich der Kapitalismus beerben, und es wäre doch schön, wenn es ohne große Katastrophe ginge. Wenn alles ein wenig langsamer läuft, ich hätte nichts dagegen, ich wüsste die frei werdende Zeit wohl zu nutzen. Also, es wird spannend zu beobachten, was passiert, wenn Handlungsstragien aus der open source software Entwicklung in andere Bereiche übernommen werden.

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Bruder´s Argumente wider die GEMA Position zu creative commons

Hier gibt es eine schöne Entgegnung zur offiziellen GEMA Position aus dem Rundbrief Nr. 59., geschrieben von Danny Bruder. Er organisiert eine Pressekonferenz, um die GEMA aufzufordern, creative commons Lizenzen in ihre Verwertungstätigkeit aufzunehmen, aber nur, wenn genügend Leute helfen. Bei pledgebank kann man sich eintragen. Eine gute Sache, siehe dazu auch den letzten Artikel in diesem blog.

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zur de:bug 131, Artikel „netlabel-update 2009“

link: „netlabel-update 2009“

Daß netlabel nach Möglichkeiten suchen, Geld für sich und ihre Künstler zu verdienen, ist völlig legitim. Von meiner Seite ein Hinweis und ein Aufräumen: creative commons Lizenzen sind auch zum Geld verdienen da. Es ist ein ärgerliches Vorurteil, daß cc nur etwas für Musiker sei, die ihre Musik umsonst veröffentlichen wollen. Das ist völliger Quatsch. Musik mit cc Lizenz lässt sich genausogut verkaufen wie jede andere Musik, das einzige Problem ist, das die GEMA sich weigert, cc Lizenzen abzurechnen.

Ein Beispiel: wir haben mit haseland 2 Veröffentlichungen unter cc Lizenz gemacht: als Vinyl eps und digitaler Bezahldownload. Ganz normales Geschäft, nur mit den Vorteilen der cc Lizenz, nämlich das die private Verbreitung und Bearbeitung erlaubt ist. Die Einschränkung: Die online-stores rechnen direkt mit der GEMA ab und haben auch für die Verkäufe unserer Dateien Geld an die GEMA abgeführt. Dieses Geld wird von der GEMA nicht an unsere Musiker weitergeleitet. Für mich ist nur der kleine Teil des Skandals, daß die GEMA ohne Berechtigung Geld einnimmt, eigentlich geht es darum, daß die Verwertungsgesellschaften die cc Lizenzen in ihren Abrechnungspool übernehmen müssten und voila, selbst wer umsonst auf thinner veröffentlicht, kann Geld verdienen, wenn er im Radio gespielt wird und sollte dann auch verdienen, wenn seine Musik im Club gespielt wird.

Warum die GEMA das nicht möchte, wer in der GEMA das nicht will und Angst hat, in Zukunft weniger zu verdienen, das wäre mal eine Recherche wert.

Das die Verteilung der Diskothekeneinnahmen durch die GEMA ungerecht ist, ist ein weiteres Thema, dessen man sich mal annehmen könnte. Die GEMA misst nach meinem Kenntnisstand (letztes update 2006) in einer Handvoll Beispieldiskotheken was für Lieder dort gespielt werden, als Grundlage dient eine Datenbank ausschließlich mit tracks, die auf CD veröffentlicht wurden. Damit fallen alle Vinyltracks per se untendurch. Ob Digitaltracks mittlerweile berücksichtigt werden, weiß ich nicht…

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