Die Rückkehr des survens

ist es, die mir bei myspace und youtube Spaß macht. Das Gleiten auf Empfehlungen, früher links genannt. Früher transparent, weil von Hand hinzugefügt, heute transparent über die „freunde“ Verknüpfung, nicht so transparent über die Auswahl von Videos nach ähnlichen tags oder zweifelhaft über Hitlisten.

Besonderen Respekt habe ich vor der Videoantwort. Auf die Produktion des einen mit einer eigenen Produktion antworten, persiflieren, weiterentwickeln oder einfach schlechter sein – uralte Kulturpraxis ist plötzlich Breitenphänomen, die Kunst kommt in die Hände der Masse, die Demokratisierung der Kulturproduktion naht unaufhaltbar – alles mit nichtexklusiver Lizenz für die Plattform. Gut, schlecht, verwerflich? Was ändert sich? Vielleicht doch nichts?

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Fiktion & Vision

Da ich grad in der de:bug wieder mal auf den Namen Charles Stross gestossen bin, will ich auf einen Beitrag vom Oktober zurückkommen. Kommentator Ingo hatte dort die Lektüre dessen Romans Accelerando empfohlen. Im de:bug Artikel erwähnt Bruce Sterling, dass SF-Literatur nicht versuche, die Zukunft vorherzusagen. Ich lese derzeit ein hervorragendes Buch von Neal Asher, eine klassische Science Fiction voller abgedrehter Ideen, bunt, lebendig und spannend. Aber in dem Sinne eben nicht visionär. Im Nachhinein finde ich erstaunlich, wie Stross‘ Ideen sich in meiner Gedankenwelt verhakt haben. Sicherlich hat auch er nicht ernstlich erwogen, eine realistische Vorausschau zu produzieren, aber man ist versucht, seine Visionen als denkbar hinzunehmen und sich zu fragen, was davon man noch erleben könnte. Im TV moderiert der angeblich wissenschaftliche Autor Frank Schätzing nun eine Zukunfts-Doku (interessantes Genre eigentlich). Wie spröde.
Ich möchte mich jetzt also Ingo anschliessen und eine warme Empfehlung für Stross‘ Spinnereien aussprechen, auch für nicht SF-affine Paperware User. Sich über 550 Seiten dem guten Was-Wäre-Wenn Spiel hinzugeben ist extrem vergnüglich und verändert nachhaltig auch den Blick auf das Was-Ist. Und das ist nunmal ein weiterer wichtiger Aspekt der Science Fiction: Das Ausleuchten von dem, was jetzt schon um uns passiert, und dem, was Menschen antreibt und lenkt.

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Elektronisches Ereignis Nr. 10 ohne Heimat

24.03.07 Bocksmauer, Haus der Jugend, kein elektronisches Ereignis, stattdessen:

gemütliches Diskussions – Ereignis ein um gemeinsam die Zukunft der elektronischen und aller
anderen Ereignisse zu besprechen. In der Bocksmauer ab 21:00 Uhr.

Liebe Leute,

Das EE ist wieder heimatlos. Nach mehreren Partys im HDJ Bocksmauer müssen wir nun leider diese geliebte Spielwiese räumen, da es von Anwohnern Beschwerden bezüglich der Lautstärke gegeben hat. Wer soll es ihnen verdenken.

Somit kann die Jubiläumsausgabe des EE leider nicht wie geplant im März oder April stattfinden. Wir sind derzeit auf der Suche nach einer alternativen Location, die aber schwer zu finden sein wird. Zwar gibt es genügend potentielle „Austragungsorte“, die sich aber nicht nach der konzeptionellen Idee des EE richten wollen oder dies einfach nicht können. Niedriger Eintritt und Getränkepreise bei einer Garantie für hohe Qualität durch Künstler, Aktivisten und DJs, die sich mit dieser Idee identifizieren, Theke und Kasse in Eigenregie – das ist für kommerzielle Läden nicht zu machen. Wir glauben, dass wir ein Publikum ansprechen, dass aufgeschlossen ist, Neues entdecken will und sich über unseren Anspruch des respektvollen Umgangs mit allen Gästen bewusst ist. Zwischen uns als Veranstalter und den Besuchern hat sich auf dieser Grundlage ein Vertrauensverhältnis entwickelt, wir werden daher konzeptionell keine Kompromisse eingehen und sagen entweder so oder gar nicht.

Für Ideen, Anregungen und Vorschläge betreffend einer Location sind wir sehr dankbar. Ansonsten sehen wir uns alle auf der Streetparade am 1. Mai (einem weiteren Kind das seinen Ursprung im EE hatte), spätestens im Herbst oder vielleicht auch schon im Sommer…..wo auch immer…ihr wisst schon….

Desweiteren soll hier unbedingt dem Eindruck entgegengewirkt werden, das EE Team wurde aus dem HDJ rausgeschmissen oder ähnliches. Die Zusammenarbeit war von Beginn an als Experiment gedacht, das ein Ende finden sollte, wenn sich Nachbarn beschweren. Wir sind Joachim und dem HDJ sehr dankbar für die Möglichkeit, das EE nach unseren Vorstellungen ausrichten zu dürfen und für ihren Mut, dieses Experiment einzugehen. DANKE! Gleiches gilt im Übrigen auch für die Anwohner, die sich von ihrer toleranten Seite gezeigt haben, wenn man die nicht ganz unerhebliche Lautstärke und Dauer der Partys bedenkt.

Seit nunmehr 3 Jahren geht das Elektronische Ereignis dem Auftrag nach, eine Veranstaltung auszuführen, die auf Engagement und Solidarität basiert und nicht durch die Orientierung an kommerziellen Zielen. Zudem sollte ein Ort für eine alternative elektronische Szene entstehen, die Techno abseits von teuren Haarpflegeprodukten, Red Bull, Großraumdiscos und Dresscodes versteht. Dieser „Geist“ war schon von Beginn an zu spüren, als die erste Party am Wagenplatz am Fürstenauer Weg stieg und es seitdem gelang, unterschiedliche Szenen näher zu bringen und füreinander zu aktivieren.

Somit ist es wohl auch dieser Veranstaltung zu verdanken, dass zumindest in Osnabrück elektronische Musik und linkspolitisches Engagement endlich zusammen gedacht werden können. Natürlich ist nicht jeder Besucher direkt zu linkspolitischen Aktivisten geworden aber ein großer Teil der Besucher wird sich den einen oder anderen Gedanken gemacht haben:

Wir wollen nicht nur feiern, sondern auch zum Nachdenken darüber auffordern, wieso die kulturelle Landschaft so aussieht, wie sie aussieht, wir wollen Alternativen zeigen, zu Toleranz motivieren und zum Aktivismus anregen.
Politisch-kulturelle Bildung zum tanzen….irgendwie und wenn man so will.

eure üblichen Verdächtigen

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Was wir uns Reintun

Mir will seit der Kommentierung dieses Beitrags nicht mehr aus dem Kopf, was wir uns reintun. „Du bist, was Du ißt“ könnte ein globales Mantra (im Sinne einer globalen Variablen) für die Existenz in einem Wirtskörper sein. Mir kommt der unangenehme Verdacht, daß ich da viel zu lang etwas habe liegen lassen, neue Hinweise immer wieder in dieselbe unaufgeräumte Schmuddelecke des Geistes geworfen und anschließend beharrlich ignoriert habe.

Was anfangen mit dieser Erkenntnis? Nicht versuchen, das Thema in einem einzelnen blog – Eintrag abzuhandeln. Es gibt Leute, die werfen Sinneswahrnehmungen, sprich, was kulturell reinkommt, mit in diesen Topf und widmen dem Komplex ein eigenes blog. Mir reicht es, eine neue Kategorie einzurichten, sie wird sinnigerweise „was wir uns reintun“ heißen. Und wenn die orale Fixierung der analen weicht, wenn genügend verdaut wurde, kommt vielleicht „was wir uns raustun“ hinzu.

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DBil

Ein Wochenende mit der Kleinfamilie Mustermann in der Deutschen Bahn, da kann man was erleben.

Die Gelben Interregio Interieurs habe ich schon immer gehasst, sie geben einmal wirklich das Gefühl, 2. Klasse zu sein. Dann wurde der Interregio abgeschafft, und die Waggons in Intercity Waggons umgetauft. Innen hat sich nichts geändert. Der IC 1917 bestand Sonntag nur aus solchen Waggons, und als unser Kind die Windeln vollgeschissen hatte, suchten wir vergebens nach einem Wickelplatz. Auskunft des Schaffners: Ein solcher Platz ist nicht vorhanden, wickeln Sie bitte an ihrem Platz. Ein echtes Geruchserlebnis für unsere Mitreisenden in dem vollen Zug und wiedermal ein Armutszeugnis für die Bahn. Dankeschön.

Nicht zu vergessen, auf der Hinfahrt

  • Zug ausgefallen.
  • Nachfolgezug verspätet und überfüllt, Reservierung nicht möglich.
  • Erste Klasse Plätze nur mit Widerwillen der Schaffernerin verteidigt.
  • Unterwegs nochmal 30 Minuten Verspätung eingesammelt.
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    Faust’ische Mächte

    Auf dem Weg zur Probe mit meiner rock-punk-wasauchimmer-Band habe ich einen Ausschnitt eines Goethe-Faust Hörereignisses verfolgt. Angekommen, habe ich meinen Kollegen erzählt, dass ich überrascht bin von der Menge der Zitate, die mir geläufig waren. Der Kommentar: „Wie? Du hast den Faust nicht gelesen??“
    Verflucht, ich habe ein Sakrileg begangen. Ich habe Schwäche gezeigt. Sollte das Lesen von Science Fiction Romanen etwa nicht ausreichend sein um dabei zu sein?
    Da hatte ich für einen Augenblick gedacht, dass die Klassiker einer vergangenen Epoche angehören und das wir uns einer neuen Epoche entgegen bewegen.
    Aber es scheint doch wieder eine weitere epoche des recycelns zu werden, in der die dresden dolls den brecht’n roll zelebrieren, und Schiller das Material für minimal techno tracks liefert. Das E in der Kultur ist nach wie vor eine sichere Bank.

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    ein neuer Cubismus, Helau!

    Im Elektrischen Reporter Nr. 18 bezeichnet Peter Glaser die Art, wie wir im Internet kommunizieren und Informationen sammeln als Informationscubismus. Ein Gegenstand der Betrachtung wird von vielen Perspektiven aus gleichzeitig wahrgenommen, es entsteht ein Bild aus Scherben, und der geneigte Leser muß sich selbst seinen Reim drauf machen. Wie schön, und wie zeitaufwendig.

    Der Gegenstand ist hier nicht psysikalisch manifest, sondern ein gedanklich geknüpfter Sack von Zusammenhängen, Thema genannt. Vielleicht entdeckt so mancher Informationssammler, daß dieser Sack immer nur mühsam geschnürt ist und bei näherem Hinsehen nichts als ein weiteres Sammelsurium an zu Themen gebundenen Zusammenhängen offenbart. Der Sammler kauft sich (in SL) einen größeren Sack oder flüchtet zurück zur Pantoffel und zur nächsten Episode des Elektrischen Reporters.

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    3rd live

    Bei allen Diskussionen über second live ist mir aufgefallen, dass der Einstieg in ein zweites Leben garnicht so technoid sein muss. Bin nämlich gerade von einem sogenannten ‚business trip‘ zurück, der viel Reden (blabla), Show, Anzüge, Essen gehen, Versprechungen und glänzende Schuhe umfasste. Nachdem ich meinen Rollkoffer wieder in meiner Psychopathenbude geparkt hatte, musste ich doch tatsächlich kurz überlegen, wer ich denn jetzt eigentlich nochmal gewesen war. Vorher. Ach ja. Der Bass steht noch neben dem Sofa, die Noten von Knochenfabrik auf dem Tisch. Ich glaub, in 2 Tagen gehts wieder.
    Dieser Trip in ein drittes (Arbeits)Leben ist wohl noch wesentlich gefährlicher als der in einen computergesteuerten Egoshooter. Wenn ich dort diverse Monstrositäten umniete, wird sich immer eine moralische Entität finden, die mir auf die Finger haut. In meinem zweiten Leben beschwert sich niemand. Huch, bin ich jetzt etwa moralinsauer? Schnell in Second Live einloggen und meinem Avater arabisch beibringen.

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    Eine kleine Sommermelodie

    Hier als Einstimmung auf die bessere Hälfte (des Jahres) ein kleines Lied, geschrieben in der Abendsonne, aufgenommen nachts während es regnete.

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    Mann kauft Bauernhof, findet Autos.

    Ein schöner Traum, zumindest für altmodisch Benzin – sozialisierte Wesen wie mich.

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