Meine Regierung hilft mir bei der Sicherheit

In einem Artikel bei TidBITS zum „sidejacking“, d.h. des Abgreifens von cookies und Weiterführens von Websessions durch unbefugte Dritte heißt es zu unserer Beruhigung, ich übersetze: „Das ist normalerweise keine große Gefahr bei einer Session von zuhause aus. Das Risiko, das dabei irgendeine andere Partei außer Regierungen die Daten abgreift, ist sehr gering.“ Das ist doch beruhigend.

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philosophy of data, 1. Fragment

Mit den ständig wachsenden Speicherkapazitäten und Rechengeschwindigkeiten geht ein gewisser Speicherwahn einher – es wird gescannt, überspielt, digitalisiert und für den Rechner aufbereitet, was nur geht. Viele Menschen tun dies in dem Glauben, ihre Fotos, Bücher, Schallplatten usw. in die Ewigkeit zu retten, weg von den alternden Trägermedien in die digitale Ewigkeit.

Eine Art kollektiver Blindheit begleitet diesen Vorgang. Schließlich werden Rechner im Schnitt alle 3 bis 5 Jahre entsorgt, Betriebssystem und Programme werden ständig aktualisiert und sind, wenn überhaupt, nur mit Einschränkungen und für Übergangszeiten abwärts in die Vergangenheit kompatibel. Alle 10 bis 15 Jahre schließlich werden die Schnittstellen und Speichermedien durch neue ersetzt, so daß alte Datenträger von neuen Geräten überhaupt nicht mehr gelesen werden können. Die Notwendigkeit, eine Industrie am Leben zu erhalten gilt mehr, als langfristiger Zugriff auf einmal gespeicherte Inhalte.

Die Rettung der Daten in den digitalen Raum ist mit der Digitalisierung allein nicht getan. Ein Datenträger, der ungelesen in der Ecke liegt, verwandelt sich unweigerlich in einen Möglichkeitsraum – die Wahrscheinlichkeit, daß die dort gespeicherten Daten lesbar sind, verringert sich von Jahr zu Jahr.

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Osnabrück hörlich öhrlich

Lange bin ich dieser Stadt schon treu geblieben und meistens bin ich hier auch recht zufrieden. Nur manchmal gibt es Momente, da hämmern die Offiziellen der Stadt mir mit der Wucht eines Vize – Boxniedersachsenmeisters die Erinnerung in den Schädel: „Dies hier ist zweite – äh – höchstens dritte Klasse. Wie Du diese Stadt siehst, ist nur ein kleines Fenster, daß Du Dir selbst erarbeitet hast. Wir hier oben sehen unsere Stadt ganz anders. Wir möchten sicherstellen, daß sie provinziell bleibt. Leute sollen hier einkaufen, aber denken soll bitteschön keiner.“

Dom Osnabrück herrlich ehrlich

„Petersdömchen“, „Weltstädtchen“, am Hegertor hängt ein Banner „Brandenburger Törchen“. Hat jemals jemand Osnabrück lächerlicher präsentiert? – Stimmt, da war ja noch die Sache mit „ich komm zum Glück aus Osnabrück“. Auf Radio RST (Radio Steinfurt) gab es angeblich folgenden Kommentar: „Hätten die Osnabrücker das Geld für diese Aktion in den Mittellandkanal geworfen, hätten sie es wenigstens plumpsen hören “

Und ist „herrlich ehrlich“ wohl das Lebensmotto der Leute, die diese Kampagne zu verantworten haben? Man darf vermuten, es gilt eher der Grundsatz der Werbewirtschaft, behaupte möglichst laut immer das Gegenteil von dem, was Fakt ist. Wie fühlt es sich an, wenn jemand „herrlich ehrlich“ ist? Ich habe das noch nicht erlebt. Schenkt einem jemand mit irrem Leuchten in den erweiterten Pupillen ohne Pause unverlangte Ehrlichkeiten ein?

„Ihr Bauantrag wurde abgewiesen, weil wir an der Stelle die Straße für einen Grünstreifen verbreitern wollen. Der Cousin des Fachbereichsleiters ist Landschaftsgärtner und braucht dringend Aufträge.“

„Sie sahen früher mal besser aus.“

„Wissen Sie, wir wollen eigentlich gar keine Kunstprojekte fördern. Bringen Sie uns was Buntes mit großem Namen dahinter, das uns nichts kostet, da setzen wir dann gerne groß unser Logo drauf.“

In so einer Stadt würde ich gerne leben.

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VIP sein

Es ist ja durchaus hilfreich im xing-netzwerk angemeldet zu sein.
Da haben sich Leute zusammengefunden, die ein Netzwerk von Menschen bauen wollen, das es ermöglicht, Menschen zusammenzubringen, die irgendwie ähnliche interessen haben, und die die Möglichkeit schaffen wollen, das man andere Leute findet, die ähnliche Interessen haben, und die dann zusammenfinden können.
Toll.
Jetzt finde ich aber leute, die ihre Kontakte nicht freigegegeben haben.
Klar, verstehe ich, schliesslich haben manche leute ihr eigentliches Kapital in den Kontakten gespeichert, die sie aufgebaut haben
Aber wie sollen wir denn ein netzwerk aufbauen, wenn die Teile des Netzwerks schon geheim sind, und wenn jeder sein netz geheim hält?
Ich bekomme jetzt noch einiges an Information aus diesem netz, aber in nächster zukunft wird dieses Netzwerk genauso verschwiegen sein wie ein garnicht vorhandenes Netzwerk.

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richtig gut gings dir auch noch nie

Ist Tocotronic grad auch erwachsen geworden, meine Trierer Posse ist es lange nicht, und das ist eins der guten Dinge, die ich diesem gediegen sonnigen Ort definitiv lassen muss & möchte. Hier erkundet der Panzerfisch die hochwassertrüben Fluten des Moselrocks (Der Felsen, an dem man so schön grillen kann)

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Kapitulation

Wer hätte das gedacht, ich kaufe mir eine Schallplatte von Tocotronic. Am Meisten bin ich wohl selbst überrascht, ich erkläre es mir damit, daß Tocotronic wohl erwachsen geworden sein müssen. Kurz und unsachlich: Stadiontaugliche Rockplatte mit tollen Texten. Das ich mal „tolle Texte“ schreiben würde, hätte ich auch nicht gedacht. Ich lass es auch lieber, also nochmal: Stadiontaugliche Rockmusik mit guten Texten. Die Kapitulation, das Scheitern zu glorifizieren, eine wirklich tolle, äh eine gute Idee. Gab es da nicht mal ein Buch, „Scheitern als Chance“? Nein, es war eine Aktion von Christoph Schlingensief. Noch nicht lange her und doch fast wieder vergessen. Ist wohl unterm Strich gescheitert, ha ha. Im Alter droht die Faulheit in Gedanken, platte Schenkelklopfer werden von mir mittlerweile mit kantigem Handschlag begrüßt und an den runden Tisch gebeten.

Unterm Strich hätte ich die Texte aber doch lieber mit etwas anderer Musik.

An Velvet Underground fällt mir gerade auf, es sind nicht nur die schrägen Akkorde als Verpackung guter Rocksongs, sondern auch der zweistimmige Gesang, der sie so von der Masse enthebt. Da könnten sich Tocotronic auch mal drum kümmern. Etwas mehr VU im sound und gut ist, sagt der Rockopa aus der letzten Reihe, dem eh keiner zuhört.

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Globalisierte Kunst

Am Wochenende wurde in Osnabrück eine Ausstellung unter dem Titel „einAnder“ eröffnet, ein Austauschprojekt von Künstlern aus Osnabrück und Tunis. Und Überraschung: obwohl es sich um ein durch persönliche Kontakte entstandenes Projekt und nicht um eine kuratierte Ausstellung handelt, ist das Niveau überraschend hoch. Und 2. Überraschung: beim lustigen Länderraten im Angesicht der Kunst tippte ich meistens daneben. Zum Beispiel die beste Arbeit: 10 Betonköpfe, alle schauen die gleiche Richtung, in den meisten Schläfen steckt ein Plastikflugzeug. „11. September, das ist bestimmt die tunesische Wahrnehmung aus Betroffenheit!“ – Weit gefehlt, es handelt sich um eine Arbeit aus Osnabrück mit dem Titel „Sich ein Bild machen“.

Skulptur: sich ein Bild machen
Der Titel suggeriert eine individuelle Handlung, ich geh mal los und mach mir ein Bild. Aber das Gegenteil passiert. Alle starren auf dasselbe Bild, dieselbe Nachricht, alles aus gleicher Quelle. Und bei den meisten bleibt das Flugzeug im Kopf stecken. Großartige Arbeit.

Und von einer anderen Arbeit und der Situation beim Eröffnungsvortrag seltsam gespiegelt:

Eröffnung einAnder
Im Eröffnungsvortrg bemerkte der Kunsthistoriker: Die Kunst folgt der wirtschaftlichen Globalisierung. Zweckfreie Kunst ist eine Erfindung des Westens, deshalb Kolonialisierungsgut und nur in der individuellen Aneignung durch den Künstler Möglichkeit des eigenständigen Ausdrucks.

Wie unnational das Ergebnis bereits ist, kann man in dieser Ausstellung sehen.

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Verwirrung auf dem desktop

Kommen wir mal wieder zu den wichtigen Dingen. Neulich war ich zu dem 2. Geburtstag eines Freundeskindes auf einen Spielplatz geladen, der liegt wunderschön unter riesigen alten Kastanienbäumen im Katharinenviertel zu Osnabrück. Viele Fotos habe ich gemacht, eines eignet sich wunderbar als Schreibtischhintergrund, man findet garantiert nichts wieder.

Kastanienbaum

Ladet es mit Rechtsklick hier herunter.

(links und Photos funktionieren nicht in der Zusammenfassung. Schade.)

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Abwehr im Filzanzug

Als hätt ich´s geahnt, in der Korruptionsaffäre in Sachsen muß natürlich der gehen, der für die Sammlung der Daten verantwortlich ist: Rainer Stock, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Sachsen. Die Gefahrenabwehr im Filzanzug läuft auf Hochtouren. Interessant ist, das sächische Verfassungsgericht hat dem Verfassungsschutz verboten, in Fällen von organisierter Kriminalität zu ermitteln, und es ist der Datenschutzbeauftragte, der die Vernichtung der Akten fordert.

Der Publizist Jürgen Roth beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit organisierter Kriminalität in Ostdeutschland und bescheinigt jenem Datenschutzbeauftragten ironisch „unheimlich korrekt“ zu sein, er kenne sich mit organisierter Kriminalität „besonders gut aus“. Und der Verbindung von organisierter Kriminalität und Politik bescheinigen wohl alle Experten staatsgefährdendes Potential.

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Korruptionsskandal in Sachsen:

Die Tagesthemen berichten, der Verfassungsschutz hat wohl wirklich was ermittelt, „wenig dringt nach draußen“ doch schon werden Nebelbomben geschmissen. Hätte Innenminister soundso nicht schon 1872 sein ganzes Amt informieren müssen? Und der Minipräsi sein Kabinett, die Koalition und das ganze Bordell?

Ja hätte er doch gleiche alle informiert, damit sie das Maul halten und Beweise vernichten können. Gute Idee.

Dabei ist hier etwas Wichtiges im Gang, vielleicht ist es dem Verfassungsschutz einmal möglich zu zeigen, daß er ein sinnvolles Organ sein kann. Durch seine Verborgenheit weit genug weg um nicht in einen lokalen Korruptionssumpf gezogen zu werden und mächtig genug um zu ermitteln. Ich wünsche mir mehr davon und bin gespannt auf weitere Ergebnisse.

Epilog: Auf der Tagesthemen Seite finden sich Artikel zu allen Themen des Tages, bloss nicht zu diesem.

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